Wusstest du, wie eng Bewegen, Spielen und Sprechen sowie Denken in der kindlichen Entwicklung miteinander verbunden sind?
Vielseitige Bewegungsaktivitäten regen dein Kind in seinem selbständigen Entdecken an und unterstützen die sprachliche Ausdrucksfähigkeit.
Alles zum Thema – heute für dich! Freu dich ebenso über eine Bewegungsgeschichte in unserer Kreativwerkstatt und erfahre, wie es nächste Woche weitergeht!
„Die Sprache ist die Kleidung der Gedanken.“
Samuel Johnson
Also liebe Mama und lieber Papa,
wenn das erste Wort gesprochen wird, sind natürlich alle Eltern hellauf begeistert. Meist sind dies „Mama“ oder „Papa“, oft auch einfache Laute, mit denen dein Kind die ersten sprachlichen Schritte geht.
Die Sprachentwicklung bei Kleinkindern entwickelt sich rasant. Dabei ist jedes Kind anders: Es gibt die frühen Plappermäulchen, die unentwegt erzählen. Und es gibt die ruhigeren und etwas schüchternen Kinder, die sich am Anfang lieber mit wenigen bedachten Worten ausdrücken.
Setzt euch hier nicht unter Druck und vergleicht euer Kind nicht mit anderen. Versucht, euren Familienalltag so zu gestalten, dass ihr eurem Kind viele Möglichkeiten gebt, seine Sprachfähigkeit zu entwickeln.
Ihr als Eltern seid das Sprachvorbild für euer Kind. Wie gut euer Kind seine sprachlichen Fähigkeiten ausbaut, hängt stark von eurer kommunikativen Zuwendung als Eltern ab und…
Sprachbildung braucht Bewegung
Sprache und Bewegung bilden in der Gesamtentwicklung von Kindern eine Einheit. Das Sprechenlernen erfolgt auf der Basis des Gehens und Greifens, wobei der Feinmotorik der Hände und Finger eine zentrale Bedeutung zukommt.
Dein Kind erschließt sich seine Umwelt über seinen Körper, vor allem über seine Sinne. Indem dein Schatz vom ersten Tag seines Lebens an selber tätig wird, gewinnt es Erfahrungen, welche ihm ein zunehmendes Wissen über sich selbst, seine Mitmenschen und die dinglich-räumliche Umwelt ermöglichen. Auch der Spracherwerb ist ein Lernprozess, der durch die aktive Auseinandersetzung deines Kindes mit seiner materiellen und sozialen Umwelt geprägt ist.
Kindliche Entwicklung ist als Einheit von Wahrnehmen, Handeln, Fühlen und Denken zu verstehen. Sie ist geprägt durch die Merkmale der Selbsttätigkeit und Eigenaktivität, die sich sowohl in der Bewegungsentwicklung deines Kindes als auch in seiner Sprachentwicklung äußern.
Der aktive Gebrauch der Sprache – im Dialog mit Erwachsenen und auch mit anderen Kindern – ist entscheidend für den Erwerb sprachlicher Kompetenzen.
Wie Bewegungshandeln zum Ausgangspunkt für sprachliche Prozesse wird, möchte ich dir gern zeigen:
Die ursprüngliche Funktion der Sprache ist die der Mitteilung und Verständigung.
Durch Sprache und Sprechen stellt dein Kind Beziehungen zu anderen, zu Erwachsenen und Kindern her. Es kann Wünsche und Bedürfnisse äußern, kann sich mitteilen und Dinge erfragen.
Lange bevor dein Kind jedoch die verbale Sprache nutzt, teilt es sich bereits mit Gesten, Mimik, Gebärden – über seinen Körper mit.
Bereits Säuglinge nehmen über Gestik und Mimik Kontakt mit der Umwelt auf, sie drücken durch Bewegungen Wohlbefinden aus, indem sie mit Armen und Beinen strampeln, oder signalisieren Abwehr, indem sie sich körperlich von einem Interaktionspartner abwenden.
Sprache beinhaltet also unterschiedliche Mittel der Kommunikation, die Gestik und Mimik, Laute und Gebärden, die Körperhaltung und -bewegung.
Das Kind hat viele Möglichkeiten sich auszudrücken, auch nonverbale Kommunikationsformen sind wichtige Mittel, anderen Botschaften zu senden.
Die zunehmende Beherrschung des Körpers und der Sprache eröffnen unseren Kindern den Weg in die Selbstständigkeit.
Bewegungshandeln als Ausgang für sprachliche Prozesse
Sprache baut auf dem Handeln auf
… zuerst kommt das körperlich-sinnliche Erkunden einer Sache, dann erst erfolgt die sprachliche Begleitung.
Dein Kind spielt z. B. mit dem Ball, lässt ihn auf den Boden prellen. „Ball springt“ sagt es, aber nicht bevor, sondern nachdem es sich mit ihm beschäftigt hat. Im Tun, im handelnden Umgang mit Gegenständen und Objekten entdeckt es die Sprache als nützliches Medium, als Werkzeug des Handelns.
Erst im Laufe der Zeit werden Handlungen verinnerlicht, dein Kind kann die Handlung reflektieren. Sprache ermöglicht dann eine gedankliche Vorwegnahme („Ich will Ball spielen“) oder rückblickende Reflexion des Tuns („Ich habe das Tor getroffen“) und damit eine Distanz zur aktuellen Situation.
Ganz wichtig!!!
Dein Kind gewinnt, bevor es sich sprachlich mitteilen kann, bereits ein Wissen über die Beschaffenheit von Gegenständen oder die Funktion von Objekten. Dass ein Ball rund ist, auf dem Boden rollt oder hochspringt, wenn man ihn fallen lässt, dieses Wissen hat es aufgrund seiner Erfahrungen durch Wahrnehmung und Bewegung, in denen sich die Zusammenhänge erschließen.
So werden durch das Handeln gewonnene Erfahrungen in Verbindung mit der Sprache zu Begriffen.
Bewegen – Sprechen – Denken
Der Spracherwerb ist eng mit der kognitiven Entwicklung verbunden. Sprache ermöglicht Denken, unabhängig von der konkreten Handlung.
Allerdings geht der Spracherwerb vom praktischen Handeln, von der körperlichen Tätigkeit aus. Man kann sogar sagen, dass Sprache zuerst ein körperlich-motorischer Vorgang ist. Dies gilt es zu berücksichtigen, wenn du dich mit Möglichkeiten der Unterstützung des Spracherwerbs bei deinem Kind befasst.
Bewegungshandeln ist gleichzeitig auch Sprachhandeln
Bewegungsaktivitäten ermutigen dein Kind, sich sprachlich zu äußern.
Es lernt mit den Dingen, aber auch mit den Worten zu handeln! Cool, oder?
Bewegung wird von deinem Kind nicht nur aus Lust an der Tätigkeit betrieben, sondern ist von seinem Erkenntnisinteresse gesteuert.
Bewegungshandlungen werden daher geplant, gesteuert, sie sind mit Strategien der Problemlösung verbunden:
# Führt der eingeschlagene Weg zum Ziel?
# Welche alternativen Möglichkeiten stehen zur Verfügung?
# Was ist die Ursache für eine Wirkung, für einen sichtbaren, spürbaren Effekt?
Als Mami und/ oder Papi kannst du die Bewegungsaktivitäten deines Kindes sprachlich begleiten, dadurch wird die Aufmerksamkeit deines Schatzes noch intensiver auf die Sache gerichtet.
Sprache dient der Vergewisserung und der Bewusstmachung des erlebten Effektes.
Handlungen können so durch die sprachliche Bewusstmachung zu Erkenntnissen führen („Du hast mit dem Ball genau in den Reifen getroffen …“).
Aber bitte!!! Diese Beispiele stellen keine zielgerichtete Förderung einzelner sprachlicher Kompetenzen dar, die situativen, aber auch die bewusst inszenierten Bewegungsangebote können für dein Kind jedoch Anlässe zum Sprechen, zum Erweitern und Differenzieren ihres Sprachvermögens sein.
Über Bewegungsspiele können sprachliche Bildungsprozesse unterstützt werden. Eine Spielidee liefert den Anlass für Bewegungshandlungen, ebenso können umgekehrt Sprachhandlungen zu Bewegungsanlässen werden!
Bewegungsanlässe sind auch Sprechanlässe
# beim gemeinsamen Spiel,
# beim Bauen und Konstruieren,
# beim Aushandeln von Rollen und Regeln oder
# im spontanen, spielerischen Umgang mit der eigenen Stimme bei Rollen- und Symbolspielen.
Der spielerische Umgang mit der Sprache, die Lust am Nachahmen, das unbefangene Ausprobieren von Lauten, dies sind gute Voraussetzungen, die Sprache zu erwerben.
Bewegung unterstützt diesen Prozess – Sprache wird so am eigenen Leib erfahren.
„Wollen wir das Kind glücklich und gesund machen, müssen wir ihm geben, wonach es immer wieder verlangt: Möglichkeit zum Handeln, Erlebnisse, Erfahrung, Wissen.“
Maria Montessori
Fazit
Je jünger dein Kind ist, desto mehr braucht es Aktivitäten und Dialoge, in denen die gesprochene Sprache mit Sinneswahrnehmungen, mit Bewegungs- und Handlungserfahrungen verknüpft wird. Eine bewegungsorientierte Sprachbildung sollte eine anregungsreiche, zur Aktivität und zum Handeln auffordernde Umgebung schaffen, in der das Kind Körper und Bewegung, Sprache und Stimme gleichermaßen lustvoll einsetzen kann.
Sprachbildung braucht Bewegung – im wörtlichen wie im übertragenen Sinne.
UNSERE KREATIVWERKSTATT
Eine Bewegungsgeschichte für den Frühling
Es ist April und der Regen der letzten Tage hat endlich nachgelassen (mit den Fingern fallende Regentropfen andeuten).
Die Sonne kämpft sich durch die Wolken und fühlt sich angenehm warm auf der Haut an (Arme über den Kopf nehmen und zu den Seiten sinken lassen. Mit den Händen über den jeweils anderen Arm streichen).
Heute geht’s nach draußen in den Wald (die Arme kreisförmig über den Kopf nehmen, um einen Laubbaum darzustellen, danach spitz zusammenführen, um eine Tanne anzudeuten).
Gemeinsam macht ihr euch auf den Weg (zusammenfinden, auf der Stelle laufen).
Alle sind ganz aufgeregt und albern rum. Das schöne Wetter sorgt dafür, dass alle gute Laune haben.
Ihr kommt an einer großen Blumenwiese vorbei und bleibt stehen, um ein paar Gänseblümchen zu pflücken (in die Hocke gehen und mit den Händen Pflückbewegungen machen).
Du entdeckst einen Marienkäfer, den du auf die Hand nimmst und über deinen Arm krabbeln lässt. Das kitzelt ganz schön (mit den Fingerspitzen über den Arm „laufen“, auf der Stelle weitergehen)
Nach einem kurzen Stück kannst du den Waldrand schon sehen. Die Bäume tragen endlich wieder Blätter und sind wunderbar grün. Kurz bevor ihr die ersten Bäume erreicht, bleibt deine Mama/ dein Papa stehen. Ihr stellt euch im Halbkreis um sie herum auf, um zuzuhören. „Bevor wir gleich in den Wald gehen, möchte ich, dass ihr einmal die Augen schließt und aufmerksam lauscht!“ (im Kreis aufstellen und die Augen schließen).
Zuerst atmest du tief ein und aus. Du kannst den Wald riechen. Es riecht nach frischen Blättern und durch den Regen der letzten Tage ist es ein bisschen feucht. Wenn du ganz ruhig bist, kannst du die Blätter rauschen hören. Vögel zwitschern und im Hintergrund kannst du einen Specht klopfen hören. Nach einem weiteren tiefen Atemzug dürft ihr den Wald erkunden. Du läufst zügig los und springst über ein paar hervorstehende Wurzeln (erst schnelles Laufen auf der Stelle, dann mehrmals hochspringen).
Dann kletterst du auf einen abgesägten Baumstumpf, um dir die Umgebung genau anzusehen (vorsichtig auf einen Stuhl o.ä. klettern, Hand an die Stirn nehmen und in alle Richtungen schauen).
Du siehst, dass ein paar andere Kinder hinter den Bäumen verstecken spielen und läufst hinüber, um dich daran zu beteiligen. Hinter einem Busch machst du dich so klein wie möglich, damit dich niemand sieht (In die Hocke gehen und ganz klein zusammenrollen).
Anscheinend hast du dich echt gut versteckt, denn eine ganze Weile passiert gar nichts und du hörst, wie die anderen deinen Namen rufen. Tatsächlich wirst du erst ganz zum Schluss gefunden und gewinnst das Versteckspiel. Gut gemacht! Nach einem gemütlichen Picknick macht ihr euch wieder auf den Rückweg. Als Erinnerung nimmst du vom Waldrand einen langen Ast mit, der super als Spazierstock funktioniert (auf der Stelle gehen, eine Hand zur Faust ballen und so tun, als würde man mit einem Stock Schwung holen).
Wieder zurück zuhause bekommst du die Aufgabe, ein Frühlingsbild zu malen. Du denkst an die Blumen, den Marienkäfer und den schönen, grünen Wald. Die Sonne strahlt aus der oberen Ecke des Bildes und obwohl noch ein paar Wolken zu sehen sind, malst du der Sonne ein lachendes Gesicht. Und auch du freust dich und lächelst, weil der kalte Winter vorbei ist und es jetzt endlich Frühling wird.
Viel Spaß beim Ausprobieren! Deine Franzi
Neugierig auf den nächsten Buschfunk im Kletterwald?
Neues zum Thema „Bewegen“ und welche Rolle die Bereiche der Wahrnehmung eine Rolle spielen!
In UNSERER Kreativwerkstatt wird es gefühlvoll!
Auf die richtige Balance kommt es an